September 2025

Eine starke Partnerschaft:
Wie Wiking Sports und der VESO gemeinsam wachsen

Ein eingespieltes Team: Thomas Wetter, Geschäftsführer Wiking Sports, und Janine Hefti, VESO-Mitarbeiterin.

Wie gelingt Inklusion in einem kleinen Unternehmen? VESO Perspektiven war zu Gast bei Wiking Sports. Geschäftsführer Thomas Wetter und VESO-Mitarbeiterin Janine Hefti erzählen, wie ihre Zusammenarbeit beide Seiten bereichert.

Die Leidenschaft von Wiking Sports gilt dem Teamsport. Das Geschäft mit Sitz in Winterthur bietet neben individuell zusammengestellten Ausrüstungen auch Clubkollektionen für Vereine an. Diese können ihre bestickten und bedruckten Textilien über einen eigenen Shop beziehen und nachbestellen. Das Geschäft verfügt seit 2013 über eine Stickerei. Gestickt wird in amerikanischem Stil. Dieser zeichnet sich durch eine besonders enge Stichführung aus und führt zu satten und voluminösen Logos, wie man sie beispielsweise von Sportteams wie den New York Yankees kennt. Dieser Stil erfordert viel Erfahrung und präzise Handgriffe, besonders bei Baseballkappen, weil dort eine gewölbte Fläche bestickt werden muss. Die Kappen müssen dafür auf einer speziellen Vorrichtung angebracht werden. «Wer etwa 300 Mützen eingespannt hat, weiss, wie es richtig geht», sagt Thomas Wetter.

Ein Sprung ins kalte Wasser

Janine Hefti gehört zu den wenigen Personen, die diesen Erfahrungsschatz aufgebaut haben. Sie arbeitet seit einigen Monaten beim VESO in der Werkstatt. Am Anfang hat sie dort Schachteln gefaltet. Dieser Einstieg war genau richtig für sie, um sich an den Tagesablauf und den neuen Ort zu gewöhnen. Schon bald merkte sie, dass sie sich arbeitstechnisch unterfordert fühlte. Sie nutzte das Probezeitgespräch, um nach Alternativen zu fragen, und kam so zur Stickerei. Schon seit einigen Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Wiking Sports und der VESO Werkstatt. Das Sportgeschäft lagert regelmässig Arbeiten an die Werkstatt aus. So können Grossaufträge bewältigt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass beide Betriebe mit den gleichen Stickmaschinen der Firma Melco arbeiten. So findet auch immer wieder ein Wissenstransfer statt. Als bei Wiking Sports kurzfristig ein Personalengpass entstand, wurde Janine Hefti angefragt, ob sie bereit wäre, regelmässig im Geschäft auszuhelfen. «Ich habe mich auf den Versuch eingelassen und es nie bereut!», sagt sie. 

Janine Hefti arbeitet mittlerweile im Rahmen eines Integrationsarbeitsplatzes an zwei Vormittagen pro Woche bei Wiking Sports und leistet zusätzlich weiterhin Einsätze in der Werkstatt. «Ich bin richtig glücklich mit der aktuellen Kombination. In der Werkstatt arbeite ich selbstständig und nur an einer Maschine. Tücher besticken kann ich schon fast im Schlaf. Hier im Sportgeschäft habe ich mit verschiedenen Produkten zu tun und bediene über einen einzigen Computer fünf Maschinen gleichzeitig. Dadurch werde ich mehr gefordert und kann viel Neues lernen.» Sie richtet das Stickprogramm ein, bestückt die Maschinen und wechselt bei Bedarf die Unterfäden. «Das ist wie bei einer Nähmaschine», sagt sie routiniert. «Alle Maschinen haben zudem ihre eigenen Macken und Eigenheiten. Eine braucht beispielsweise regelmässig Streicheleinheiten, sonst spinnt sie», erklärt sie lächelnd und setzt per Knopfdruck alle fünf Maschinen in Bewegung. Diese beginnen laut vor sich hin zu knattern, während Janine die nächste Baseballkappe auf einen speziellen Vorsatz einspannt, was überraschend viel Zugkraft erfordert. Thomas Wetter hilft ihr dabei. Die beiden sind ein eingespieltes Team.

Fürs Sticken ist Präzision gefragt.

Einen Rückschritt wagen, um in Bewegung zu bleiben

Ein Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt kommt für Janine Hefti aktuell nicht in Frage. Sie hat es mehrfach versucht. Ihre letzte Stelle hat sie verloren, als sie krankheitsbedingt länger ausgefallen ist. «Es ist hart, wenn man in einer Krise auch noch die Kündigung erhält. Ich habe gelernt, dass es wichtig und richtig sein kann, auch mal bewusst einen Schritt zurück zu machen. Rückschritt klingt zwar auf den ersten Blick negativ, aber es bedeutet auch, die eigenen Grenzen ernst zu nehmen. Mir geht es jetzt darum, Alltagsstabilität aufzubauen.»

Inklusion als unternehmerische Verantwortung 

Die Arbeitsintegration gehört bei Wiking Sports zum unternehmerischen Selbstverständnis. Dabei müsse man sich als Unternehmerin oder Unternehmer gemäss Thomas Wetter bewusst sein, dass die Arbeitsintegration aufwendig ist und die Person mehr Betreuung benötigt als durchschnittliche Mitarbeitende. Es braucht die Bereitschaft, diese Betreuung trotz Umsatzdruck zu leisten. Er gibt weiter zu bedenken, dass der Schritt aus der Werkstatt heraus in die Firma nicht zu unterschätzen ist und den Mitarbeitenden viel Überwindung und Kraft abverlangt: «Wenn jemand diesen Schritt wagt, gewinnt man in der Regel eine motivierte Arbeitskraft, die das gesamte Team im Geschäft bereichert.»

Gerade weil das Investment für beide Seiten gross ist, begleiten VESO-Fachmitarbeitende den Arbeitsintegrationsprozess eng. Sie stellen sicher, dass die Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden zusammenpassen und nachhaltige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Durch die Partnerschaft zwischen Wiking Sports und dem VESO ist es gelungen, eine attraktive Arbeitsumgebung zu schaffen. Für alle Beteiligten geht die Rechnung auf. Janine Hefti ist schon längst zur «Wikingerin» geworden.

Mehr zu unseren Integrationsarbeitsplätzen